Kinder- und Jugendmediziner fordern Warnhinweise auf Spielkonsolen

Nicht schön

Der 17. Jugendmedizin-Kongress in Weimar vom 11. bis 13. März 2011 „Medien – Kommunikation und Spielräume“ befasst sich u.a. mit dem Einfluss der neuen Medien auf die Jugendlichen und welche neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse es darüber gibt.

Zum Auftakt der Veranstaltung am Freitag machte der Medizinwissenschaftler Rainer Riedel klar: "Zu viel PC- und Spielekonsum kann die Gesundheit schädigen." Das scheint für die Ärzte ein feststehender Fakt zu sein.

Nach allen Ergebnissen der Forschung ist das Internet inzwischen für Mädchen und Jungen zwischen 10 und 18 Jahren ein Raum, der zum Alltag dazu gehört. Vom 13. Lebensjahr an bewegen sich die Jugendlichen täglich im World Wide Web. Das Kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen hat in Untersuchungen festgestellt, dass 15jährige Jungen mehr als sieben Stunden vor Fernseher oder PC verbringen, die Mädchen immerhin noch sechs Stunden. Das Institut hat weiter festgestellt, dass der Anteil der Jugendlichen steigt, die computerspielsüchtig sind. 1,7 Prozent der 15jährigen weisen entsprechende Symptome auf.

"Der Zusammenhang zwischen einen übermäßigen Konsum und gesundheitlichen Schäden ist so stark wie der zwischen Rauchen und Lungenkrebs," machte Riedel klar. Aus diesem Grund fordern die Kinder- und Jugendmediziner deutliche Warnhinweise auf Spielkonsolen.

Die Auswirkungen des Dauerkonsums von Fernsehen, Internet und Computerspielen sind gravierend. Die Kinderärzte stellen seit langem Sprachdefizite und einen ungesunden Mangel an Bewegung fest, beides Auswirkungen des falschen Umgangs mit der virtuellen Welt. Auch die daraus resultierende Fehlernährung, der Konsum von Chips und Fast Food, lasse die Zahl der übergewichtigen Kinder, ja sogar der jugendlichen Diabetiker ansteigen. Auch sei der Verlust sozialer Kompetenz und der Fähigkeit zur Lösung von Konflikten alarmierend.

"Das Aggressionspotential steigt, die Hemmschwellen sinken," so Rainer Riedel.Sozialverhalten ändert sich mit neuen Medien Im Allgemeinen bestimmen heute die neuen Medien das Sozialverhalten der Jugendlichen. Es gibt keine Verabredungen mehr, beispielsweise zum Spielen nach der Schule. Man schattet, unterhält sich über Kommunikationsprogramme oder schreibt  E-Mails.

Gefahren liegen auch in der Tatsache, dass Anerkennung und Erfolgserlebnisse mit dem Internet verbunden sind. Deshalb fordert Tagungsleiter Uwe Büsching Aktivitäten gegen diese Entwicklung. "Medienberatung sollte ebenso Teil der Prävention sein wie etwa die Ernährungsberatung," machte er deutlich. Doch um eine solche Aufgabe übernehmen zu können, müssen viele Kinder- und Jugendärzte selbst zunächst geschult werden.

Die geforderten Warnungen auf den Spielekonsolen und Computerspielen können nur ein erster Schritt sein, um den gesundheitlichen Risiken entgegenzuwirken. Aufklärung der Kinder und Jugendlichen sowie deren Eltern müssen intensiviert werden. Die Ärzte müssen fit gemacht werden, damit sie für ihr Klientel glaubwürdig und kompetent gemacht werden. Die Medienerziehung als Teil der Gesundheitsprävention ist eine weitere wichtige Maßnahme. Bei allem ist aber für Kongressleiter Büsching klar, dass man auf keinen Fall die neuen Medien pauschal verurteilen oder diskriminieren wolle. Denn: "Erst die Dosis macht das Gift."