Fotos für die Pressefreiheit 2011

Meldung des Tages

Zum 3. Mai, dem Internationalen Tag der Pressefreiheit, veröffentlicht Reporter ohne Grenzen (ROG) einen neuen Band aus der Reihe "Fotos für die Pressefreiheit".

Der rund hundertseitige Fotoband dokumentiert in Bildern und Texten Ereignisse des Jahres 2010. Im Mittelpunkt stehen Staaten, in denen Presse-, Meinungs- und Internetfreiheit stark gefährdet sind sowie Entwicklungen und Phänomene, die Umbrüche in der Medienwelt bewirkt haben.

Viele der Texte und Bilder zeigen exemplarisch, wie schwierig die Arbeit von Journalisten und Medien in vielen Teilen der Welt ist. "In so vielen Ländern der Erde muss darum gerungen werden, dass das eigentlich Selbstverständliche selbstverständlich wird: dass Journalisten einigermaßen frei arbeiten können", schreibt Heribert Prantl, ROG-Kuratoriumsmitglied, Mitglied der Chefredaktion der Süddeutschen Zeitung und Leiter der Redaktion Innenpolitik im Vorwort des neuen Bandes. "So viele Kolleginnen und Kollegen arbeiten in Regionen, in denen der Tod allgegenwärtig ist - in Gestalt von Autobombern, Selbstmordattentätern und Killerschwadronen."

Rund 20 international bekannte Fotografinnen und Fotografen sowie mehr als zehn Autorinnen und Autoren haben an dem diesjährigen Album mitgewirkt. Der erste Teil von "Fotos für die Pressefreiheit 2011" besteht aus kurzen Faktenblöcken, Fotostrecken sowie Einzelbildern. Er führt uns an aktuelle Brennpunkte der Pressefreiheit, wie etwa in das ostafrikanische Land Uganda. Dort sind Medien zum Spielball politischer Interessen geworden, Bestechung von Journalisten und mediale Hetzkampagnen vor allem gegen Homosexuelle haben in erschreckendem Maße zugenommen. In Haiti hingegen kämpfen die Journalisten nach dem Erdbeben im Januar 2010 um ihr berufliches Überleben. Aber auch beunruhigende Vorkommnisse in EU-Staaten werden beschrieben, wie etwa die juristische Verfolgung Medienschaffender in Frankreich und Deutschland.

Im zweiten Teil des Fotobuchs finden sich längere Bildserien und Texte. "Das war's von unserer Seite" heißt eine Reportage über die Auswirkungen des Abzugs US-amerikanischer Truppen aus dem Irak im vergangenen Jahr. Die Bilanz des Irak-Krieges und der anschließenden Besatzungszeit ist düster. In den mehr als sieben Jahren starben in dem vorderasiatischen Land hunderttausende Zivilisten, darunter weit mehr als 200 Journalisten.

Doch nach Abzug der US-Soldaten ist die Sicherheitslage prekär, wie der Journalist Tomas Avenarius, in seinem Text beschreibt. Die Bevölkerung hat große Angst vor Anschlägen. Es fehlen eine funktionierende politische Führung und die Perspektive einer wirtschaftlichen Entwicklung des Landes. Die Leere und Orientierungslosigkeit finden ihren Ausdruck in den monumentalen Bildern des irischen Fotografen Richard Mosse. Seine Serie "Breach" zeigt die imperialen Paläste Saddam Husseins. Es sind Symbole von Größenwahn, die das US-Militär temporär als Unterkünfte genutzt hat.

Die Reportage "Die Quellen des Unheils" von Horand Knaup handelt vom schmutzigen Ölgeschäft in dem westafrikanischen Land Nigeria: Seit Jahrzehnten bereichert sich eine kleine Elite an den Gewinnen aus dem Handel mit dem schwarzen Gold. Korruption blüht und tägliche Überfälle, sogar Bombenangriffe, Entführungen und Geiselnahmen sind die Folgen - die von den am Geschäft beteiligten internationalen Ölkonzernen in Kauf genommen werden. Der Fotograf Christian Lutz wirft Blicke hinter die Türen dieser exklusiven Geschäftswelt, in denen gnadenlose Regeln und ein extremer Konkurrenzdruck herrschen.

Eine weitere Reportage bringt uns in die ehemalige "Schweiz Zentralasiens": In Kirgistan starben geschätzt 2000 Menschen im Juni 2010 bei ethnischen Unruhen zwischen Kirgisen und Usbeken. Der Journalist Christian Neef sowie die Fotografen Erich Follath und William Daniels begeben sich auf Spuren- und Ursachensuche der unaufgeklärten Verbrechen.

Zu den weiteren Fotografinnen und Fotografen des Bandes gehören Paolo Pellegrin, Andrej Ljankewitsch und Massimo Berruti. Unter den Autorinnen und Autoren ist der chinesische Friedensnobelpreisträger Liu Xiaobo, Michael Ludwig und Ingo Petz. Alle haben ihre Bilder und Texte unentgeltlich zur Verfügung gestellt und unterstützten damit die Arbeit von ROG: Mit den Erlösen aus dem Verkauf der Bände finanziert ROG Anwaltskosten, medizinische Hilfe und Öffentlichkeitsarbeit für verfolgte Medienschaffende.

Der diesjährige Band ist der 18. aus der Reihe "Fotos für die Pressefreiheit". Seit vergangenem Jahr kommen die Bücher in neuem Layout und mit veränderten inhaltlichen Schwerpunkten daher. Dafür wurde der Bildband mit dem kress Award für den besten Relaunch des Jahres 2010 ausgezeichnet. Verantwortlich für die neue Gestaltung und inhaltliche Ausrichtung sind die Bildredakteurin Barbara Stauss und die Agentur onlab.