Wir sind Helden: "Die Bild­zei­tung ist ein ge­fähr­li­ches po­li­ti­sches In­stru­ment"

Meldung des Tages

Da haben Jung von Matt für ihren Bild-Zeitung wohl die falschen angesprochen. Die Pop-Band "Wir sind Helden" hat den ganzen Vorgang auf Ihrer Website publik gemacht:

Da ist zum einen der Brief der Werbeagentur Jung von Matt:

Sehr ge­ehr­te Damen und Her­ren,

wir sind als Wer­be­agen­tur mit der ak­tu­el­len BILD-​Kam­pa­gne be­traut, in der wir hoch­ka­rä­ti­gen Pro­mi­nen­ten eine Bühne bie­ten, ihre of­fe­ne, ehr­li­che und un­ge­schön­te Mei­nung zur BILD mit­zu­tei­len.

Der­zeit pla­nen wir die nächs­te Pro­duk­ti­ons­pha­se für Früh­jahr 2011. Die neu zu pro­du­zie­ren­den TV- und Ki­no­spots sowie Pla­kat-​ und An­zei­gen­mo­ti­ve sol­len die be­ste­hen­den Mo­ti­ve von Ve­ro­ni­ca Ferres, Tho­mas Gott­schalk, Phil­ipp Lahm, Ri­chard von Weiz­sä­cker, Mario Barth u.v.m. er­gän­zen.

Für diese Fort­füh­rung der Kam­pa­gne möch­ten wir sehr gern “Wir sind Hel­den” ge­win­nen.

Das schö­ne an der Kam­pa­gne ist, dass sie einem guten Zweck zu Gute kommt. BILD spen­det in Namen jedes Pro­mi­nen­ten 10.​000,- Euro an einen von Ihnen zu be­stim­men­den Zweck.

Las­sen Sie uns gern te­le­fo­nie­ren und die De­tails be­spre­chen. Zur De­tail­in­for­ma­ti­on sen­den wir Ihnen be­reits heute anbei ei­ni­ge wei­ter­füh­ren­de In­for­ma­tio­nen.Ich freue mich dazu von Ihnen zu hören.

Herz­li­che Grüße aus Ham­burg,

Jung von Matt/Als­ter Wer­be­agen­tur GmbH

und darauf die Antwort von Judith Holofernes (Wir sind Helden), die auf der Homepage der Band als offener Brief in voller Länge und hier als Auszug kommt:

...

Selten hat eine Werbekampagne so geschickt mit der Dummheit auf allen Seiten gespielt.

Ihr, liebe jungdynamische Menschen, die ihr, zumindest in einem sehr spezialisierten Teil eures Gehirns, genau wisst, was ihr tut. Außer vielleicht, wenn ihr auf die Idee kommt, “Wir sind Helden” für die Kampagne anzufragen, weil, mal ehrlich, das wäre doch total lustig, wenn ausgerechnet die…

Das Problem dabei: ich hab wahrscheinlich mit der Hälfte von euch studiert, und ich weiß, dass ihr im ersten Semester lernt, dass das Medium die Botschaft ist. Oder, noch mal anders gesagt, dass es kein “Gutes im Schlechten” gibt. Das heißt: ich weiß, dass ihr wisst, und ich weiß, dass ihr drauf scheißt.

Die BILD -​Zeitung ist kein augenzwinkernd zu betrachtendes Trash-​Kulturgut und kein harmloses “Guilty Pleasure” für wohlfrisierte Aufstreber, keine witzige soziale Referenz und kein Lifestyle-​Zitat. Und schon gar nicht ist die Bild -​Zeitung das, als was ihr sie verkaufen wollt: Hassgeliebtes, aber weitestgehend harmloses Inventar eines eigentlich viel schlaueren Deutschlands.

Die Bildzeitung ist ein gefährliches politisches Instrument — nicht nur ein stark vergrößerndes Fernrohr in den Abgrund, sondern ein bösartiges Wesen, das Deutschland nicht beschreibt, sondern macht. Mit einer Agenda.

...

Wow! medienmilch.de zieht den Hut! Das ist mal ein offener Brief. Aber fangt nicht an zu weinen, liebe Helden, wenn ihr in zwei Monaten auf dem Cover eurer ungeliebten Zeitung steht (natürlich mit Extrem-Negativ-Schlagzeile) und in zwei Jahren Exklusiv-Kommentare für die Welt oder ein anderes Blatt des Verlages schreibt. Niemals? O.K. Aber: Gab es alles schon :-)