DMEXCO-Trendthemen 2018: DSGVO rückt in den Hintergrund

Kommentar

Die Macher der diesjährigen DMEXCO haben es sich auf die Fahnen geschrieben, Menschen in den Fokus digitaler Marketingmaßnahmen zu rücken:

Hinter dem Leitmotto Take C.A.R.E. (Curiosity – Action – Responsibility – Experience) versteckt sich das Versprechen an die Branche, für mehr Orientierung und eine bessere Vernetzung zu sorgen sowie den digitalen Wandel verantwortungsvoll voranzutreiben. So weit so gut. Wir wollten wissen, was die Rezipienten dieser Botschaft darüber denken und haben Entscheider und Akteure der Digitalbranche befragt, welche Themen derzeit im Trend liegen und auf der DMEXCO Mitte September unbedingt den Dialog anführen sollten.

Neue Technologien und Brand Safety sind gefragt

Als Leitthema bewerten 50 Prozent der Umfrage-Teilnehmer die Blockchain-Technologie. Dahinter teilen sich die Zukunftsthemen Künstliche Intelligenz sowie Sprachgesteuerte Suche und Einkäufe den zweiten Platz. Außerdem noch immer relevant für die Digital-Experten: Brand Safety. Für die Problematik rund um markensichere Werbeumfelder, insbesondere im Zusammenhang mit Programmatic Advertising, scheint die Branche noch nach den passenden Lösungen zu suchen.

Die DSGVO rückt in den Hintergrund

Die Aufregung um das Top-Thema der vergangenen Monate – die Datenschutzgrundverordnung – ebbt ab. Für nur etwa 10 Prozent der Teilnehmer ist diese aktuell noch relevant. Ebenso scheint sich die Ernüchterung, die auf den Wirbel um die DSGVO folgte, auf die 2019 bevorstehende ePrivacy-Verordnung zu übertragen. Diese belegt nur Platz 17 in unserem Ranking.

Der Nutzer steht im Mittelpunkt

Im Mittelfeld des Rankings bündeln sich Themen rund um User Centric Advertising: Programmatic, Bewegtbildwerbung, Customer Experience und Nutzerzentrierte Werbung – der Mensch im Fokus digitaler Werbung eben. Die DMEXCO 2018 legt ihren Schwerpunkt auf diese operativen Aspekte. Insofern decken sich Erwartungen der Befragten und benanntes Ziel der Messe. Unsere Umfrage zeigt aber auch, dass Besucher sich primär visionäre Leitthemen wünschen. Ob die DMEXCO den Erwartungen gerecht werden kann, bleibt abzuwarten.

Daniel Neuhaus, CEO von emetriq, freut sich auf neue Impulse: „Ich bin ein großer Freund davon, auch bewährte Konzepte nach einer gewissen Lebensdauer auf den Prüfstand zu stellen. Nur so kann Neues entstehen. Angestoßen durch vergangene Datenskandale, vermeintliche Wahlmanipulation und der Dominanz der Internetgiganten schreibt sich die DMEXCO auf die Fahne, die Debatte um transparente Kommunikation und die Definition neuer Werte voranzubringen. Wenn das gelingt, ist viel gewonnen. Mein Wunsch: Auch wenn die DMEXCO die internationale Leitmesse für das digitale Marketing ist, sollte die Bühne nicht nur den Giganten aus Übersee gehören. Gerade wenn es um Transparenz und Werte geht, kann und muss ‚Made in Germany‘ international mitgestalten. Diesen Heimvorteil sollte die DMEXCO bewusst spielen.“

Dem schließt sich Timo von Focht, Country Manager DACH bei Commanders Act, an: „90 Prozent unserer Kunden fühlen sich von der DMEXCO und dem neuen Konzept nicht mehr angesprochen und werden dieses Jahr der Messe fernbleiben. Auch ein Grund: die Dominanz einiger weniger US-Anbieter, wie die GAFA-Unternehmen oder auch Adobe gegenüber innovativen neuen Lösungen. Hier hat sich die DMEXCO mit vielen Entscheidungen keine Freunde gemacht.“

Christian Griesbach, EVP Publisher Management EMEA bei Teads, möchte sich zunächst selbst ein Bild von der neuen Messe machen: „Erst im Nachgang der diesjährigen Messe wird man bewerten können, inwiefern eventuelle Veränderungen tatsächlich stattgefunden haben und wie diese sich konkret ausgewirkt haben. Meiner Meinung nach muss das DMEXCO-Team auch gar nicht allzu viel am grundsätzlichen Konzept verändern, um auch weiterhin als Leitmesse der Digitalbranche wahrgenommen zu werden.“

Gerd Wolfram von Digital Connection wünscht sich einen stärkeren Praxisbezug und Vorträge, die in die Tiefe gehen: „Bei aller Begeisterung für die großen Trends, die die DMEXCO in jedem Jahr setzen will: Ich wünsche mir mehr smarte, praxisnahe Vorträge, mehr echte Networking-Gelegenheiten statt Klassenfahrt-Aftershow-Parties. Und vor allem mehr Mut, dem operativen Einsatz neuer Technologien auch die großen Bühnen zu widmen, statt sie in die Seminars zu verbannen.“

Johannes Paysen, Country Manager Germany bei GroundTruth erwartet kein große Trendwende: „Die einzige Gewissheit im Leben ist die ständige Veränderung und die DMEXCO hat ein solides Fundament, auf dem sich das Event weiterentwickeln kann. Frischer Wind wird der Messe sicher guttun. Dieses Jahr erwarte ich eher Business-as-usual. Vermutlich wird es eher viele kleinere Veränderungen geben. Nach wie vor erwarte ich inspirierende Impulse sowohl von den Branchengrößen aber auch von Start-ups, Agenturen und Marketingexperten. Auf jeden Fall werden die individuellen Gespräche wieder intensiv und wichtig sein. Vom DMEXCO-Team wünsche ich mir eine Besinnung auf den Kern der Veranstaltung als Ort der Inspiration für die ganze Branche.“