Spieltipp: Kein Schnickschnack an der Homefront (exklusiv)

Kommentar

John Milius war Drehbuchautor von „Apocalypse Now“ und „Dirty Harry 2“, er war Regisseur von „Conan der Barbar“ und Produzent von „1941 – Wo bitte geht’s nach Hollywood“. Jetzt hat er – sicherlich auch ein Beleg für die immer weiter steigende Bedeutung von Spielen in der Unterhaltungsindustrie - tatkräftig an einem Ego-Shooter mitgewirkt, der einen ausführlichen Blick wert ist.

Das Genre der Ego-Shooter, also der Ballerspiele aus Sicht des Protagonisten, ist extrem erfolgreich und damit für Spielentwickler äußerst attraktiv. Leider wiederholen sich die Grundthemen, die Rahmen der Handlung, immer häufiger, so dass man sich als Spieler trotz häufig brillanter Grafik und guten Gameplay trotzdem nicht mehr wohlfühlt. Der 2. Weltkrieg wurde bereits an allen Fronten virtuell geführt, der Irakkrieg auch (in den ersten Versionen sogar schon, bevor dieser überhaupt tatsächlich stattfand) und der Afghanistankrieg ist für Doppelmoralisten eher „pfui“, denn man darf hier natürlich auch Taliban sein, der dann „unsere Jungs“ killt. Neue Konzepte und neue Storys sind also dringend gefragt.

Hier setzt „Homefront“ von THQ mit seiner Story an. Der PR-Text des Publishers zur Handlung: Die Welt leidet in Homefront unter den Folgen einer seit 15 Jahren andauernden Energie- und Wirtschaftskrise. Die globalen Märkte sind schon lange zusammengebrochen, und um die schwindenden Rohstoffreserven toben erbittert geführte Kämpfe. Die einst so stolzen Vereinigten Staaten von Amerika sind längst gefallen – Infrastruktur und Streitkräfte sind zerstört oder befinden sich in Auflösung. Durch einen heimtückischen Angriff mit einer elektromagnetischen Pulswaffe (EMP) wurden die Strom- und Datennetzwerke des Landes überraschend lahmgelegt, sodass die USA der brutalen Invasion ihres Landes durch die zur Atommacht aufgestiegenen Großkoreanischen Republik nichts entgegensetzen können. Ohne Unterstützung durch die einstigen Verbündeten sind die Vereinigten Staaten nur noch ein Schatten ihrer selbst. Die Städte werden umkämpft und die Vororte sind menschenleer. Die ehemals freien Menschen wurden zu Gefangenen … oder Verrätern … oder Revolutionären.

Homefront TV Werbung:

 

Auch wenn das mit der „erschreckend glaubwürdigen Zukunftsvision“ (PR-Text) schon zur Diskussion gestellt werden kann, vor allem in Bezug auf das die USA erfolgreich (!) angreifende Nordkorea, die Szenerie ist neu und macht neugierig! Endlich einmal keine typischen virtuellen Schlachtfelder der Geschichte oder der Jetzt-Zeit, sondern ein schönes Science Fiction Ding aus der nahen Zukunft. Auch die Grafik kann sich dabei sehen lassen, ohne neue Maßstäbe zu setzen. Sie ist wenigstens – Konsolenspieler weghören - auf „normalen“ PCs flüssig und ohne Ruckeln in einer sehr schönen Auflösung spielbar. Neue Szenerie, neue Story, neue Helden: Homefront macht im Single-Player-Modus viel Spaß, auch wenn ein paar typische Negativ-Konsolen-Knaller wie z.B. die nicht vorhandene Option für ein individuelles Abspeichern des Spielstandes zu jeder Zeit übernommen wurden. Auch die Länge der Single-Player-Kampagne ist eher kurz und endet - wohl in Hinblick auf Teil 2 - leider mitten im Geschehen auf der Golden Gate Bridge.

Und der Multiplayer-Modus? Auch der ist – obwohl die futuristische Storyline hier nun wirklich keine Rolle mehr spielt – sehr kurzweilig: Infanterie-Einheiten, Panzer, Kampfhubschrauber und Angriffsdrohnen stehen den Spielern als Belohnungen zur Verfügung, die Schlachtfelder groß genug und die Spieleserver gut besucht. Auch hier überrascht, wie gut der Kompromiss zwischen grafischen Anspruch und flüssigem Online-Spiel geschafft wurde. Kein Schnickschnack also und insgesamt nicht nur für Gamer sehr empfehlenswert, die genug von aktuellen oder vergangenen Kriegen in der Virtualität haben.