Gastartikel: Die Transformation der Games-Industrie

Kommentar

Die zunehmende Digitalisierung unseres Alltags führt die Games-Industrie in die bislang größte Transformation ihrer Geschichte. Die gesamte Branchenarchitektur wird momentan umgebaut, was dazu führt, dass auch die Karten neu gemischt werden.

von Martin Lorber  

Die zunehmende Digitalisierung unseres Alltags führt die Games-Industrie in die bislang größte Transformation ihrer Geschichte. Die gesamte Branchenarchitektur wird momentan umgebaut, was dazu führt, dass auch die Karten neu gemischt werden.

Für traditionelle Unternehmen bedeutet dies natürlich ein Umdenken. Nur wer seine Chancen auf allen Gebieten der Transformation konsequent wahrnimmt und zukunftsorientierte Lösungen entwickelt, kann langfristig den Wandel weiter vorantreiben und kreativ mitgestalten. Zwar ist die Computer- und Videospielindustrie traditionell eine Branche die sich als Technologiemotor und Innovationstreiber versteht, doch ist es mehr denn je die Herausforderung einzelner Unternehmen schnell auf veränderte Bedingungen zu reagieren und experimentierfreudig neue Wege zu gehen. 

Die vier Dimensionen der Transformation  

Transformation der Infrastruktur: 
Die Digitalisierung unseres Alltags hat die Möglichkeiten Spiele anzubieten dramatisch erweitert. Die technischen Revolutionen sind ein ständiger Motor der Veränderung, auf die permanent und produktiv reagiert werden muss. War es vor einigen Jahren noch so, dass es (mit wenigen Ausnahmen) nur zwei Plattformen gab (PC und Konsolen), sind es heute weit mehr als 10 Plattformen mit zum Teil drastisch unterschiedlichen Möglichkeiten und Anwendungsgebieten.   

Transformation des Vertriebs: 
Von REtail zu DIGItail. Da die Bandbreiten mittlerweile Browsergaming, MMGOs und digitale Downloads bis hin zu Triple A-Spielen umfasst, entwickelt sich das Geschäftsmodell von Retailboxen hin zum Onlinevertrieb. Langfristig werden physische Datenträger immer mehr an Bedeutung und Anteilen verlieren.   

Transformation der Produkte: 
Spielemarken werden zum transdigitalen Erlebnis über alle Plattformen hinweg. Titel erscheinen heute in einer Vielzahl von Kanälen: Konsole, Mobile, Browser, Social Media. Dabei werden diese Dienste in Zukunft nicht wie Inseln unabhängig nebeneinander stehen, sondern via Cloud einen gemeinsamen Kosmos bilden. So werden Titel bereits heute transdigital entwickelt. In Kürze werden sie auch so miteinander verbunden sein, dass eine Orts- und Endgeräte-unabhängiges Spieleerlebnis erstmals möglich sein wird.   

Transformation der Nutzung: 
Spätestens seit dem iPhone ist das Gaming demokratisiert. Gamer sind mittlerweile im besten Sinne „mainstream“ und repräsentieren einen Generationen-, Milieu- und Geschlechter-übergreifenden Querschnitt der Gesellschaft. Daraus resultiert ein außergewöhnliches Wachstum der gesamten User Base für Computer- und Videospiele. Konsolen haben 2000 noch rund 80 % Gamingmarkts ausgemacht. Heute sind es noch gut 40 %. Damit sind aus 200 Millionen Core Gamern mehr als 1,2 Milliarden Spieler weltweit geworden. Somit ist Mobile Gaming entgegen vieler Annahmen keine Gefahr für Core Gaming sondern ergänzt lediglich das bestehende Angebot. Denn Konsolen und Triple A Spiele werden weiterhin Gamer faszinieren und große Zielgruppen ansprechen, auch wenn das iPad die am schnellsten wachsende Plattform überhaupt darstellt. Dennoch haben Konsolen- und PC-Spiele in Deutschland in 2011 immer noch mehr als 80 % des Umsatzes ausgemacht. Der Umsatz ist bei Datenträgern/Downloads um gerade einmal 1 % zurückgegangen (BIU).   

Für die Zukunft bedeuten diese Transformationen vor allem eines: Die integrierte Vernetzung über alle Plattformen (Crossplattform) ist kein extravagantes Add-on, sondern der zentrale Schlüssel zum Spieleerlebnis der Zukunft. Unternehmen wie auch Electronic Arts werden zunehmend einen vernetzten Spielekosmos aus allen gängigen Plattformen und Genres anbieten. Dies lässt sich am einfachsten anhand der Fußballsimulation FIFA beschreiben. Zukünftig können Spieler morgens die Konsole einschalten, um ihren aktuellen Status zu checken oder bestimmte Einstellungen anzupassen. Während der Bahnfahrt zur Arbeit werden über das Smartphone Gebote auf dem virtuellen Transfermarkt des Ultimate Teams platziert oder angenommen. In der Mittagspause kann der Spieler am PC oder Mac bereits die Partien für den Abend planen und Mitspieler der Liga zu bestimmten Zeiten zu einem Match herausfordern. Am Abend schaltet er dann erneut seine Konsole ein, um die am Nachmittag geplanten Onlinepartien zu spielen. 

Der Artikel wurde mit freundlicher Genehmigung von Martin Lorber aus dessen Blog verkürzt übernommen. Der vollständige Artikel ist hier abrufbar: http://spielkultur.ea.de/kategorien/wirtschaft/transformation-der-industrie.

Martin Lorber ist als PR Director verantwortlich für die strategische Unternehmenskommunikation, die politische Kommunikation und den Bereich Corporate Social Responsibility von Electronic Arts im deutschsprachigen Raum. Darüber hinaus ist er Jugendschutzbeauftragter des Unternehmens.