Vernachlässigen Zeitungsverlage ihre Daten?

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Verlage haben angeblich nur unzureichende Kenntnis über ihre Leser, wie ein Thinktank der Performance-Marketing-Agentur MSO Digital und der ZMG (Zeitungs Marketing Gesellschaft) unter Fach- und Führungskräften der Zeitungsbranche behauptet.

Demnach haben nur 14 der 33 befragten Entscheider Basisdaten ihrer Nutzer, nur acht können auf eine umfangreiche Datenbasis zurückgreifen. Ein Drittel der Befragten gab an, dass das größte Problem bei der Erfassung von Nutzerdaten seine Ursache in einer fehlenden Datenstrategie haben würde. Fast ebenso häufig wurde mangelndes Know-how als Grund angegeben. Weitere sechs der Befragten nannten die unzureichende Auswertung der Daten als größtes Handicap.

Trotz der Datenlage setzen die Verlage den Fokus ganz klar auf die User. Vorrangiges Ziel sei die Generierung von zahlenden Online-Abonnenten und weiteren Registrierungen für das Online-Angebot sowie ein genaueres Verständnis der Leser, so die Top-3-Prioritäten der befragten Entscheider. Bessere Tools zur Analyse der Websitebesucher landen allerdings nur im Mittelfeld der Prioritäten. Auch neue Werbeflächen und bessere Erfolgsmessung werden weniger als Herausforderung angesehen.

Für die Hälfte der befragten Verlage ist das Thema Personalisierung der wichtigste Trend. Rund ein Drittel steht dem Thema noch abwartend gegenüber und nur vier der 33 Befragten räumen ihm keinen hohen Stellenwert ein. Um den Lesern personalisierte Inhalte bieten zu können und sie zielgerichtet ansprechen zu können, ist ein genaues Verständnis der User jedoch nötig. Genau hier bestehe Handlungsbedarf. Neun der 33 befragten Entscheider gaben an, ihre Nutzer nicht gut genug zu kennen, um ihnen regionale Werbeangebote anbieten zu können.

Der Umgang mit den eigenen Daten zeige auf, dass viele die Wandlung zum digitalen Medienunternehmen noch längst nicht abgeschlossen hätten. Schahab Hosseiny, Geschäftsführer, MSO Digital: „Die Tageszeitungsverlage sind digital bei weitem nicht so gut aufgestellt, wie sie es sein sollten. Vor allem das Vernachlässigen von datengetriebenen Geschäftsmodellen ist ein Problem. Ein Arbeiten nach Bauchgefühl ist in vielen Verlagen Alltag. Im Printbereich lassen sich die Interessen der Leser nur schwer messen, Möglichkeiten im Online-Bereich sind entweder unbekannt oder werden nur unzureichend genutzt. Daten gelten vielfach noch als Angriff auf die redaktionelle Freiheit. Medienhäuser müssen sich endlich zahlenbasiert aufstellen. Nur so können sie den Relevanz-Sprung im Digitalen schaffen.“