Scheinwissenschaftliche Publikationen: Viele Wissenschaftler unter Verdacht

Nicht schön

Große Betroffenheit unter den Spitzenforschungseinrichtungen in Berlin und Brandenburg: Auch mehr als 250 Forscher aus der Region sollen in den weltweiten Skandal um scheinwissenschaftliche Publikationen verwickelt.

Die Wissenschaftler veröffentlichten - oftmals angeblich auch unwissentlich - ihre Forschung in unseriösen Verlagen, die eine wissenschaftliche Qualitätskontrolle oft nur vortäuschen.

Das ergaben Recherchen von NDR, WDR und Süddeutscher Zeitung gemeinsam mit rbb|24 und weiteren nationalen und internationalen Medien. Dafür wurden 175.000 von fünf der wichtigsten scheinwissenschaftlichen Plattformen veröffentlichte Forschungsartikel ausgewertet.

Charité, Technische Universität, Brandenburgische Technische Universität, Beuth Hochschule, HWR, Humboldt-Universität oder Freie Universität - überall ist man überrascht, dass auch eigene Wissenschaftler bei dubiosen Verlagen ihre Forschung veröffentlichten. "Jedem muss bewusst sein, wenn die Wissenschaft nicht glaubwürdig ist, wenn wir mit Fake-Konferenzen und Fake-Journalen arbeiten, dann beschädigen wir die Glaubwürdigkeit der Wissenschaft und daran hat keiner Interesse", so Steffen Krach (SPD), Berliner Staatssekretär für Wissenschaft und Forschung.

Die betroffenen Wissenschaftler haben Forschungsergebnisse gegen Zahlung teilweise hoher Gebühren in zumeist über das Internet verfügbaren, scheinwissenschaftlichen Journalen publiziert, die von Unternehmen in Südasien, der Golfregion, Afrika oder der Türkei herausgegeben werden. Diese Firmen behaupten, Forschungsergebnisse wie international üblich vor Veröffentlichung anderen erfahrenen Wissenschaftlern zur Prüfung und Korrektur vorzulegen. Den Recherchen zufolge geschieht dies jedoch meist nicht.

Die rbb|24-Datenauswertung fand über 100 zweifelhafte Papers - oftmals erstellt von mehreren Co-Autoren - mit Verbindungen zu fast allen renommierten Forschungseinrichtungen in Berlin und Brandenburg.