Studie: Digitale Spaltung bleibt bestehen

Nicht schön

Die Initiative D21 e. V. hat die Ergebnisse des D21-Digital-Index 2017 / 2018 im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) vorgestellt. Die Studie liefert seit 2013 jährlich ein umfassendes Lagebild zur Digitalen Gesellschaft in Deutschland.

Demnach ist die deutsche Gesellschaft mit 53 Indexpunkten so digital wie nie zuvor. Der D21-Digital-Index gibt den Digitalisierungsgrad der Gesellschaft auf einer Skala von 0 bis 100 Punkten wieder und fasst die Komponenten Zugang, Nutzung, Kompetenz und Offenheit in einer einzigen Kennzahl zusammen. Erstmals seit 2013 steigt der Indexwert um 2 Punkte im Vergleich zum Vorjahr an. Verantwortlich dafür sollen Steigerungen in den Bereichen Kompetenz und Offenheit sein. Trotz Verbesserungen befindet sich der Digitalisierungsgrad der Deutschen aber weiterhin nur auf mittlerem Niveau.

„Wir beobachten zwar eine positive Entwicklung: Immer mehr Menschen bewegen sich souveräner, kompetenter und aufgeschlossener in der digitalen Lebenswelt“, so Hannes Schwaderer, Präsident der Initiative D21: „Doch nach wie vor fühlen sich viele nicht für die digitale Welt gewappnet. 32 Prozent der Befragten gaben an, dass sie die Dynamik und Komplexität der Digitalisierung überfordere. Um nicht große Teile der Bevölkerung dauerhaft von der digitalen Teilhabe auszuschließen sind deutlichere Anstrengungen in allen Bereichen der Bildung notwendig, sei es in der Schule, Berufsausbildung oder auch der Erwachsenenbildung.“

Bildung und Alter entscheidend für Digitalkompetenzen – Spaltung entlang verschiedener Merkmale

Der D21-Digital-Index zeigt eine Teilung der Bevölkerung in drei Hauptgruppen (die sich wiederum in sieben Nutzertypen unterteilen lassen): 34 Prozent sind den Digitalen Vorreitern zuzuordnen, Menschen die sich alltäglich und souverän in der digitalen Welt bewegen und mit den aktuellsten Entwicklungen Schritt halten. Den größten Teil machen mit 41 Prozent die Digital Mithaltenden aus, also Personen, die sich gelegentlich in der digitalen Welt bewegen und dort einigermaßen zurechtfinden. Das bedeutet aber auch, dass ein ganzes Viertel der Bevölkerung – und damit 16 Millionen Menschen – zu den Digital Abseitsstehenden gehört. Diese partizipieren gar nicht oder nur in sehr geringem Umfang an der digitalen Welt. Die einzelnen Komponenten des D21-Digital-Index (Zugang, Nutzung, Kompetenz und Offenheit) sind bei den Befragten unterschiedlich verteilt, die deutsche Gesellschaft ist bzgl. ihrer digitalen Möglichkeiten in vielerlei Hinsicht gespalten. In der Tendenz lassen sich dabei folgende generalisierte Aussagen treffen: Je jünger, desto digitaler sind die Menschen. Gerade die über 65-Jährigen stehen im digitalen Abseits. Menschen mit hoher formaler Bildung haben einen signifikant höheren Digitalisierungsgrad als Menschen mit niedriger Bildung. Männer sind digitaler als Frauen und Berufstätige mehr als nicht Berufstätige. „Digitalisierung wird Wirtschaft, Arbeit und Gesellschaft grundlegend ändern. Wir müssen dafür sorgen, dass alle Menschen kompetent und souverän an der Digitalisierung teilhaben können – auch im Hinblick auf die Zukunftsfähigkeit unseres Landes“, so Mathias Machnig, Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, mit Blick auf die Ergebnisse des D21-Digital-Index.

Vier von fünf Deutschen sind online

Erstmals nutzen über 80 Prozent der Deutschen das Internet. Treibender Faktor ist die fortschreitende Verbreitung des mobilen Internets über Smartphones. Nachdem die jüngeren Generationen bereits seit Längerem nahezu vollständig online sind, gibt es bei den 50 bis 64-Jährigen sowie den über 65-Jährigen Zuwächse von jeweils fünf Prozentpunkten bei der Internetnutzung bzw. 10 und 3 Prozentpunkten mobil. Hier besteht auch das größte Steigerungspotenzial: 94 Prozent der verbliebenen 19 Prozent Offliner in der deutschen Bevölkerung sind 50 Jahre oder älter.

Intelligente Geräte sind auf dem Vormarsch – doch die Menschen sind skeptisch

Aktuell hat ein Großteil der deutschen Bevölkerung bei intelligenten Techniken, Geräten und Anwendungen noch Berührungsängste – insbesondere, wenn sie viel Vertrauen erfordern wie etwa beim Einsatz von Assistenzrobotern oder selbstfahrenden Autos. Gegenüber digitalen Sprachassistenten zeigen sich die Befragten etwas offener. 14 bis 29-Jährige sind insgesamt deutlich aufgeschlossener für die Nutzung intelligenter Geräte als ältere Generationen.
Es gibt starke Unterschiede, wie sich die Geräte nach Meinung der Befragten verhalten sollen: Beim Einsatz von Pflegerobotern ist ein empathisches, fürsorgliches und beschützendes Verhalten erwünscht. Bei anderen Geräten, wie etwa Sprachassistenten oder Robotern im Job, herrscht größere Uneinigkeit, ob die Maschinen sich eher selbständig / mitdenkend oder gehorsam / assistierend verhalten sollen. „Die Verbreitung intelligenter Geräte stellt unsere Gemeinschaft vor ganz neue Fragen. Die Studie zeigt, dass sich die Menschen noch uneins beim Umgang mit diesen Fragen sind. Daher ist es notwendig, dass wir eine gesellschaftliche Debatte über ethische Leitplanken für die zunehmend digitalisierte Welt führen und moralische Fragen gemeinsam beantworten“, so Hannes Schwaderer, Präsident der Initiative D21.