Fake News: Deutsche fordern härteres Vorgehen - Klassische Medien als Gewinner?

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Die große Mehrheit der Deutschen fordert ein härteres Vorgehen gegen Meinungsmache in Form von Fake News oder Social Bots. Zu diesem Schluss kommt eine Umfrage der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC unter 1.000 Bundesbürgern.

Demnach wollen 68 Prozent Plattformbetreiber wie Facebook oder Twitter verpflichten, Falschnachrichten auf ihren Kanälen aktiv zu löschen. Bei Social Bots befürworten 90 Prozent eine stärkere Reglementierung - und sogar 43 Prozent ein gesetzliches Verbot. In der Umfrage lag der Fokus auf Social Bots, welche über soziale Netzwerke vermeintliche Nachrichten verbreiten, um so die öffentliche Meinung zu manipulieren.

"Welche konkreten Effekte Löschungen oder Verbote haben würden, wäre zu überprüfen; in jedem Fall aber zeigt unsere Umfrage, dass viele Menschen in Phänomenen wie Fake News oder Social Bots ein Problem für unsere Demokratie sehen", so Werner Ballhaus, Leiter des Bereichs Technologie, Medien und Telekommunikation bei PwC in Deutschland. "Politik, Plattformbetreiber und etablierte Medien müssen diese Sorgen daher ernst nehmen, gerade im Hinblick auf die anstehende Bundestagswahl im Herbst 2017."

"Fake News" sind sehr viel bekannter als "Social Bots"

Wie aus der Umfrage hervorgeht, sind Fake News - also absichtlich verbreitete Falschmeldungen - den meisten Deutschen längst ein Begriff. So geben 50 Prozent an, über das Phänomen "relativ gut Bescheid zu wissen". Weitere 34 Prozent meinen, sie wüssten zumindest "ungefähr, was sich dahinter verbirgt". Mit dem Ausdruck Social Bots können dagegen sehr viel weniger Menschen etwas anfangen. Lediglich 14 Prozent sagten, sie wüssten darüber "relativ gut Bescheid", 22 Prozent gaben zu Protokoll, dass sie "ungefähr wissen, was sich dahinter verbirgt. Dagegen meinten 25 Prozent, sie würden Social Bots "nur dem Namen nach kennen", während 39 Prozent den Begriff vor der Umfrage noch gar nicht gehört hatten.

Was die Reglementierung von Social Bots betrifft, sehen 53 Prozent den deutschen Gesetzgeber gefordert. 38 Prozent meinten dagegen, das Problem könne nur auf europäischer Ebene wirkungsvoll angegangen werden, während 50 Prozent der Ansicht sind, Anbieter wie Facebook oder Twitter stünden selber in der Pflicht, den Betreibern von Social Bots das Handwerk zu legen (Mehrfachnennungen waren möglich).

Beim Thema Fake News fällt auf, dass die meisten Deutschen das Phänomen fast ausschließlich im Internet verorten - obwohl Falschmeldungen auch über herkömmliche Kanäle verbreitet werden können. So meinten 79 Prozent, sie würden Fake News zu politischen Themen am ehesten bei Facebook vermuten, 66 Prozent nannten Twitter, Blogs kamen auf 60 Prozent und Online-Foren auf 55 Prozent. Im öffentlich-rechtlichen Fernsehen rechnen hingegen nur neun Prozent mit Falschmeldungen, bei kostenpflichtigen Tages- oder Wochenzeitungen sogar nur fünf Prozent.

Klassische Medien als Profiteure?

"Einerseits ist es beunruhigend, dass manche Nutzer inzwischen völlig selbstverständlich davon ausgehen, im Internet auf absichtlich gestreute Falschmeldungen zu treffen - und das auf Plattformen, die für Millionen von Menschen zu immer wichtigeren Informationsquellen werden. Andererseits ist es ein gutes Zeichen, dass die meisten Menschen bei Fake News und Social Bots offensichtlich sehr stark nach Mediengattung differenzieren", sagt PwC-Experte Ballhaus.

Tatsächlich könnte die Debatte den klassischen Medien sogar in die Hände spielen. So sagen 61 Prozent, es sei in erster Linie die Aufgabe von Zeitungen, Magazinen, Fernseh- oder Radiosendern, die Öffentlichkeit über Fake News und Social Bots aufzuklären. Und sogar 90 Prozent wünschen sich eine Aufstockung der Redaktionen, um den Wahrheitsgehalt von Informationen besser recherchieren zu können - wobei immerhin 26 Prozent sagen, sie seien auch bereit, dafür mehr zu bezahlen.

Dass sich immer mehr Redaktionen dem Thema verschreiben, zeigt ein parallel zur Umfrage veröffentlichtes Whitepaper von PwC ("Social Bots - eine Gefahr für die Demokratie?"). So installierte die Nachrichtenagentur dpa jüngst die Position eines "Verification Officers", um Informationen in den sozialen Medien noch intensiver zu überprüfen. In die gleiche Richtung zielt die Bildung der "First Draft Coalition", deren Mitglieder sich gegenseitig bei Recherche und Verifikation unterstützen wollen. Aus Deutschland gehören unter anderem ARD und ZDF diesem Verbund an, aus den USA die Nachrichtenagentur AP und aus Großbritannien die Tageszeitung "Guardian".

Die Befragungsergebnisse sowie das Whitepaper sind hier kostenlos downloadbar: www.pwc.de/fakenews